Nach dem großen Erfolg der Lyrischen Post veranstaltete ich im Oktober 2021 einen Mundart-Monat: 31 Gedichte und Geschichten gingen täglich als Lyrik-Newsletter an alle, die sich dafür interessiert haben: gemeinnützig, niederschwellig und kostenlos. Da Mundart nicht immer einfach zu lesen ist, habe ich die »aff Fränkisch« verfassten Gedichte und Geschichten eingesprochen und zusätzlich als Audio-Datei an die Newsletter geheftet.
Wer mag, kann sich alle 31 Ausgaben plus 1 Zugabe ansehen und anhören!
Gefördert durch:
Mundart-Monat, Tag 2
Liebe Freundinnen und Freunde des guten Wortes, liebe Fans des Fränkischen,
seit 2012 gibt es den Zivildienst nicht mehr. Das finde ich nachhaltig schade, da ich durch meine Arbeit beim Mobilen Sozialen Hilfsdienst erwachsen wurde. Zuvor war ich 13 Jahre lang auf der Schule, hatte endlich das Abitur in der Tasche und sollte mich jetzt 13 Monate lang um die Belange älterer Menschen kümmern. Das ist nicht unbedingt das, was ein junger Mann machen will ... Stimmt schon! Trotzdem hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, ins wirkliche Leben hineinzuschmecken und mich (wie man heute sagen würde) außerhalb meiner Blase (oder wie man damals gesagt hätte) außerhalb meines sozialen Umfelds zu bewegen. Ich putzte also und kaufte ein, machte die kleine und große Hausordnung, spülte ab und staubsaugte, wurde herumgescheucht oder bekam ein Stück Kuchen. Doch vor allem unterhielt ich mich aff Fränkisch mit den älteren Damen und Herren, von denen die meisten gerade noch so zu Hause leben konnten. Damit dies gewährleistet war, gab es uns.
Von einem Einsatz, den ich immer freitags hatte, erzählt diese Geschichte.
Herzliche Grüße Matthias Kröner
In maaner Eingschafd als Zivi. Dexde zum Dehma Budzn.
Deil 1: Di Könichin vo dä Hummlschdrass
In maaner Eingschafd als Zivi hobbi hald vyll mied alde Leud zu duu. Do gibbds scho amol Zoff. Vor allem, wenn die maanä, sie könnä mir dauernd neigaggern, mied ihrä Lehmserfahrung, und mir soong, wäi i wos wäi und wozu richdi machen mou. Dabei binni mied maane zwanzg Jährlä doch aa auf dem Trip, dass i denk, iich hobb maane Weisheidn mibm Löffl gfressn.
Jeden Freidooch muss i also zu anner Fraa, die ned umäsunsd in dä Hummlschdrass wohnd – so wepsäd wäi die is. Des is a solch anne von der Sordn, dassd nix richdi machen kannsd und immer des Falsche einkaufen dousd oder verkehrd butzd, aa wennsd fünfmol am Einkaufszeddl schausd und jeeds Schdaubkörnlä mied der Zungä aafschleggsd.
Irchendwann is mä hald aa zu bund worn, als i ihr helfen wolld, änn schwern Wasseraamer zu schlebbm und sie mich mit den Worden »Du bleibsd wosd grod schdehsd!« aaf meim Bladz fesdwurzln wolld.
Do hobbis dann ohgschaud und ihr gflüsderd, dass i fei ned ihr Hofhund bin.
Für änn Bruchteil anner Sekundn iss zammzuggd. Dann hodds miich widder däbaggd: »Doch, genau des bisd. Und wennsd edz nu bellsd, krigsd ä Schdügg Worschd!«
Wie, frooch i di, will mä su anner Fraa bös sei?
P.S.: Der Mundart-Monat wird von den Kulturämtern der Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen gefördert. Schicken Sie diesen Newsletter jederzeit an gute Freundinnen und Freunde, die Lust auf Fränkisch haben. Wer die Newsletter bekommen möchte, braucht mir nur eine Mailadresse zu schicken.
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