Wunderkinder, äs Lehm und mir
Ä Nammidooch ba di Johannidder
Moderator (enthusiastisch): Meine Damen, meine Herren, ich begrüße Sie zu einer Gesprächsrunde zum Thema »Mozart – Leiden und Werk eines genialen Musikers«. In der folgenden Stunde wird es ...
Mann vorm Radio (frustriert): Leidn und Werk! Horch, mir hamm aa wos miedgmachd! Wenn di Bombm in Nämberch runder sinn, doo woar iich im Keller. Zwaader Januar fümfäverzg. Des wissn die Junger nimmer! Alles hodd gschwankd und kanner hodd gwussd, obsd widder lebendich rauskommd. Doo brauchsd ned geniol sei, dassd wassd, wos für ä Bedruch äs Lehm is.
Dame neben dem Mann vorm Radio (zuerst pikiert, dann belehrend, schließlich überzeugend): Also so därff mä des edz fei aa ned sohng! Der woar scho wirklich ein Wunderkind und hodd alle mied saaner Musik begeisderd. Wenn mich mei Vadder im Winder zum Bierholn gschiggd hodd, woar di klanner Nachdmusik meine Reddung. Schduggfinsder woars, di Amis hamm dä noochbfiffm und wehe, du hosd vo denner ann Schokolod oognummer. Sie glaubm wohl, dass Sie dä aanziche sinn, ders schwer ghabd hodd! Iich wär nersch gworn vor lauder Angsd, wenns ned an Mozard gehm hädd.
Mann (unsensibel): Des hamm di Laid übern Hidler aa gsachd.
Dame (empört): Sie wärn doch edz wohl ned Mozard mied dem Verbrecher …
Moderator (sachlich, angenehm): Am 27. Januar, also genau vor 250 Jahren, kam der berühmteste Salzburger um 8 Uhr abends als Sohn der Eheleute Leopold Mozart und Anna Maria Mozart, geborene Pertl, zur Welt.
Dame (frauenkämpferisch): Geborene Pertl, vo der hörsd nie wos! Genau wäi vo dä Mudder Goethes. Wenn ihr Männer ä aanziche Geburd überlehm mäisserd – ihr zäicherd nämmer so leichd in Griech! Es sollerd amol ä Sendung über di Müdder vo Kombonisdn gehm. – Doch mir sinn nä immer blouß an eure Neurosen schuld! – Dass mir euch an Rüggn freihaldn, wou mä könner und zu euch gschdandn sinn, obwohl äs Geld hindervorn ned glangd hodd, des sichd ka Mensch! Und ihr denkd aa nu, ihr machd Geschichde …
Mann (angegriffen und laut): Allmächd naa, ä Feminisdin! Schwesder, Schwesder, schiebms miich vo derer Fraa doo wech! Däi is gemeingefährlich und wäld di Grüner!
Moderator (erklärend): Der junge Musikus, der als natürliches Wunderkind galt, hatte jeden Tag einen enormen Stundenplan zu erfüllen. Schon als Dreijähriger bedachte ihn sein Vater, der eine berühmte Violinschule in mehrfacher Auflage veröffentlicht hat und nie über den Rang eines Vizekapellmeisters hinauskam, mit strengem Unterricht.
Dame (verständnisvoll): Der wolld mibm Wolfgang hald hoch hinaus! Der hodds sadd ghabbd, des ewiche Klein-und-Klein. Wenn miich nä aa anner so geförderd hädd …
Mann (lakonisch): Noochm Griech woar ka Bladz für Wunderkinder. Do hädd ned amol Disziblin wos gnudzd. Ä Wunder woar, wennsd im Winder dei Brennhulz ghabd hosd. Mir wolldn unser Klavier für änn Aamer Fedd hergehm. Hamsdern – des Verb schdäihd haid ned amol mehr im Dudn drin! Mir woarn scho in Verhandlunger mied am Bauern vo Underasbach, wäis dann doch afferermol widder Markn gehm hodd. An Mozard hobbi domols nu goar ned kennd – und ä Dschembalo häddi für ä idalienische Vurschbeis ghaldn.
Dame (konsidierend): Däi sinn rumkommer in dä Weld. 41 Monad woar denner ihr erschde Reise, fei mied am Diener im eichenen Reisewagen. Däi woarn in Frankfurd und hamm vurm Goethe gschbield, in Aachen, Brüssel, Paris, England, den Niederlanden und in Versailles bamm Ludwich, den Fuchzehnden. Für zwaa Schdund hamms fei aa amol in Nämberch ooghaldn.
Mann (bitter): Als Dank dafür hodder an Gelenkrheumatismus grichd! Hamms den Ardikl haid in dä Zeidung glesn? Bamm Nannerl woar scho dä Bfarrer, zweggs Ledzder Ölung. Der Bauchthyphus, dens dann doch irchendwie überlebbd hodd, is glei affm Mozard über und sei ganz Lehm hodder wecher dem ewichn Drugg under Schdimmungsschwankunger gliddn. Iich danke – vor allem dann, wenni schbäder mied mein Genie ned amol gnouch verdien. Manchmol denki, dass alles besser wär, wenns die Eldern ned immer so arch goud mied ihre Kinder maanerdn …
Moderator (resümierend): Mit 21 Jahren stammten an die 300 Stücke aus Mozarts Feder. Er brillierte in der Musikdramatik, in der Kirchenmusik, in annähernd 30 Sinfonien, in unzähligen Auftragsarbeiten sowie als begnadeter Konzertist, da er ein exzellenter Klavierspieler und virtuoser Geigeninterpret gewesen war. Doch auch bei Streichquartetten und in Klaviersonaten, wo er nach wie vor als Meister der Improvisation bezeichnet wird, machte er in den wichtigsten Fürstenhäusern Furore. Bis zu seinem letzten Tag sollten 626 Kompositionen, unter anderem so geniale Werke wie die „Zauberflöte“ oder der „Don Giovanni“ ins Köchelverzeichnis eingehen.
Dame (bewundernd und verärgert): Dass na dem sovyll eigfalln is! Und drodzdem hamms nänn in Salzburch nausbissn. Mied am Foußdridd hodd nänn dä Küchenscheff zur Türe hinausbeförderd. Do siggsders amol widder, dass goar ned so arch aff dei Könner ookummd. Eher dassdi duggsd und machsd, wos di andern vo dir verlanger.
Mann (erst zynisch, dann versöhnlich): Dafür hodders haid bis ins Händy gschaffd. Den Türkischen Marsch als Klingeldon konni scho nämmer hörn! Obber wos zähld des alles, wennsd nämmer lebbsd. Richdich berühmd bisd ja eihngli blouß als Kassiererin vom Aldi. Däi sichd und kennd mä aa aff dä Schdrass! – Obber mei Fraa hobbi fei aa übern Mozard kennerglernd. Däi hodd immer gsachd, dass ihr nur bei der Musik so richdich äs Herz aafgäihd. Mir woarn dann in alle Obbern. Und manchmol hobber mä denkd, dass i aa so komboniern möcherd und des könnerd, wos der Kerl scho in dä Grundschull gwissd hodd. Iich glaab, solangsd irchendwie nu ä Zyll hosd, is alles um dich herum ned so schlimm.
Dame (erleichterd): Doo hamms rechd – und deswehng hörn mir edz beide nu der Musik zou. – Edz gehms mä hald endli amol ihr Händ. Iich bass scho auf, dassi ned an die Nadel vom Trobfer hiekumm.